von Martin Matz
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23. Dezember 2021
Am 23. Dezember wurde ich als Berliner Gesundheitsstaatssekretär aufgrund der Ressortverteilung zwischen den Koalitionspartnern abgelöst. Zeit für ein Zwischenfazit der Berliner Impfkampagne, die einen Großteil meiner Arbeit seit Dezember 2020 bestimmt hat. Es fällt positiv aus: Deutschland steht vor der nächsten Coronawelle und es kommt vor allem darauf an, wie viele Menschen geimpft sind. Berlin ist eine positive Ausnahme in den Impfquoten der östlichen Bundesländer und liegt außerdem vor Bayern und Baden-Württemberg und über dem Bundesdurchschnitt, wenn man jeweils die Zahl der Impfungen mit der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner gewichtet. Bundeskanzler Scholz und der Bund-Länder-Krisenstab haben das Ziel ausgegeben, zwischen dem 18.11. und dem Jahresende noch einmal 30 Millionen Impfungen in Deutschland durchzuführen, in Arztpraxen, Impfzentren und Impfstellen. Für Berlin wären das anteilig 1,32 Mio. Impfungen. Bis zum Abend des 22. Dezember waren es bereits 1,18 Mio, daher ist dieses ambitionierte Ziel für Berlin absolut erreichbar , wenn bis zum Jahresende alle weiter mitziehen. Diese Impfzahlen kommen nicht von alleine, dahinter steckt eine gewaltige Kraftanstrengung, logistisch, personell und finanziell. In der letzten abgeschlossenen Woche (50. Kalenderwoche vom 13.-19.12.2021) wurden in Berlin 283.423 Impfungen durchgeführt. Das war ein neuer Höchststand . Man bekommt ein Gefühl für die Größenordnung, wenn man weiß, dass es in der letzten Oktoberwoche gerade 63.000 Impfungen waren. Der bisherige Höchststand war in einer Juniwoche mit 260.000 mal "Piks". In den vergangenen Wochen hat Berlin in allen Impfquoten den Bundesdurchschnitt hinter sich gelassen. Das ist durchaus bemerkenswert, da andere Bundesländer - insbesondere südliche wie Bayern - den Eindruck erwecken wollen, dass nichts klappt, was von der Berliner Verwaltung organisiert wird. Berlin hat aber kurz vor Weihnachten eine überdurchschnittliche Erstimpfungsquote (74,6 gegenüber 73,7) und Zweitimpfungsquote (71,1 vs. 70,7%) und Boosterimpfquote (35,2 gegenüber 35,0 und jeweils vor Bayern). Besonders wichtig ist zum Beginn der erwarteten "Omikron-Welle" die Boosterquote als Anteil der vollständig Geimpften, die bereits eine Auffrischungsimpfung erhaltne haben - vor allem bei älteren und vorerkrankten Menschen. Berlin hat eine Boosterquote bei den über 60jährigen von 72,5% (bundesweit 66,8%), bei allen Erwachsenen von 51,1%. Was heißt das? Wenn mehr als die Hälfte der geimpften Berlinerinnen und Berliner jetzt schon die Boosterimpfung erhalten haben, wird in den letzten Dezembertagen und im Verlauf des Januar die Chance bestehen, mit einer sehr ordentlichen Quote an Dreifachgeimpften in die "Omikron-Welle" zu gehen. Das wird nach dem Stand der Wissenschaft vielleicht nicht die Infektionsquote genügend abbremsen können, aber zumindest die Zahl schwerer Erkrankungsverläufe deutlich senken. Berlin ist auch außerordentlich gut in die Impfung der 5 bis unter 12jährigen Kinder gestartet. Mit 20.000 Impfungen in nur 10 Tagen hat Berlin hier einen 75% über dem Bevölkerungsanteil liegenden Wert geschafft. Auch hierzu waren die Impfzentren des Senats und ihr schneller Start nach der Impfstoffanlieferung am 15.12. sehr wichtig. In der Zeit meiner Zuständigkeit wurden in Berlin zwischen dem 27. Dezember 2020 und dem 23. Dezember 2021 insgesamt 6,5 Mio. Impfungen gegen das SARS-CoV2-Virus durchgeführt, davon 3,2 Mio. vom Senat beauftragt und gesteuert. Wir haben Impfzentren und Impfstellen in Rekordzeit aufgebaut (großer Dank an die Messe Berlin GmbH, HWP Architekten und deren Auftragnehmer sowie Herrn Landesbranddirektor a.D. Albrecht Broemme). Das war auch finanziell ein Kraftakt - der Landeshaushalt wird am Ende mit mindestens 200 bis 300 Mio. € belastet sein, allerdings ein Bruchteil der coronabedingten Einnahmeausfälle und weiteren Ausgaben wie z.B. den Hilfen an Selbstständige. Neben all diesen Fakten ist wichtig, dass zu der guten organisatorischen Vorbereitung (herzlichen Dank an die Mitarbeitenden der Senatsverwaltung für Gesundheit und der Hilfsorganisationen) auch ein enormer Einsatzwillen in den Arztpraxen, bei betriebsärztlichen Diensten und in den Corona-Impfzentren und Impfstellen sowie den mobilen Teams gehört. Medizinerinnen und Mediziner, pharmazeutische Kräfte, Personal der Hilfsorganisationen und der Bundeswehr, die zuverlässig den Personalaufwuchs beschleunigt und absichert, haben alle durch ihr großes Engagement dazu beigetragen, dass Berlin da liegt, wo es liegt: vorne. Übrigens sei an dieser Stelle unbedingt erwähnt, dass oft die Medizinischen Fachangestellten in den Arztpraxen in solchen Aufzählungen vergessen werden - und das soll mir hier nicht passieren: Auch sie bringen sich bis zur Erschöpfung ein. Wenn alle sich weiter so einbringen und die Impfbereitschaft der Berlinerinnen und Berliner anhält, dann ist dieser Teil der Pandemiebekämpfung auf einem guten Weg!